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Gegendarstellung zum TA-Artikel "Wenn Meditation krank macht"

Als Meditations- und Yogalehrende, als Ausbilderin und seit langem Praktizierende möchte ich diesen Artikel gerne relativieren weil er meines Erachtens die Negativseite zu sehr hervorhebt. Das beginnt mit der Bild-Zeitung-ähnlichen Negativ-Überschrift, die z.B. besser hätte heißen könnte „Meditation, die dringend notwendige Stille im oft zu schnellen und lauten Außen - Pro und Contra.“ 

Auch ich betone in den entsprechenden Ausbildungen, dass es Kontraindikationen gibt. Dazu gehören schwere Depressionen, Psychosen, Persönlichkeitsstörungen, Anfallserkrankungen, Suchterkrankungen, posttraumatische Belastungsstörungen. Aber auch da kann Meditation im klinischen Behandlungskontext eine unterstützende Ergänzung der Therapie sein oder/und modifiziert werden. Woher die Behauptung kommt, dass Meditation als „Allheilmittel“ verkauft wird oder immer mit geschlossenen Augen praktiziert werden muss, ist mir unklar. Zuallererst ist es eine mittlerweile sogar gut erforschte Methode, deren Wirksamkeiten Wohlbefinden, Aufmerksamkeit & Konzentrationsfähigkeit, Körperwahrnehmung und Emotionsregulation steigert. (z.B. Goyal et al., 2014; Lippelt et al, 2014, Ospina et al. 2007). Hier könnte ich jetzt eine lange Liste an Studien mit positiven Wirksamkeiten folgen lassen. Es wäre seriöser gewesen schon in der Überschrift erkennen zu lassen, dass (wie viele andere Dinge auch - Sport, Beten, Yoga…) es immer auch ein zu viel, exzessives, falsches oder unreflektiertes Praktizieren gibt und eben dass es Kontraindikationen gibt, die aber nicht ausschließen, dass die Sache ansich unschuldig, gut oder heilsam ist. Nachdem mich gestern eine Freundin verstört ansprach, dass sie auf Grund des Artikels nun Angst hätte zu meditieren wusste ich, es braucht eine Gegendarstellung. Da sie psychisch stabil und gesund ist und ihr bis dato die tägliche Meditation gut tat durfte ich sie beruhigend entwarnen. „Ich bin so froh das jetzt von dir zu hören.“ sagte sie und meditiert nun wieder für die eigene Balance und Bewusstheit.

Im Großen und Ganzen finde ich dennoch wichtig, kritisch zu schauen. Bejahen muss ich die Aussage, dass der Trend irgendeine Meditation online ohne Lehrer mitzumachen nicht immer hilfreich ist, ja manchmal sogar das Gegenteil bewirken kann. Wenn man mit keinem Lehrer arbeitet kann es passieren, dass man immer länger scheinbar meditiert, aber in Wirklichkeit nur immer länger sitzend um seine Probleme kreist. Deshalb die Erinnerung: Wenden Sie sich bei Problemen an Psychologen (möglichst welche, die Meditationserfahrungen haben), ausgebildete Meditationslehrende oder Langzeitmeditierende von denen Sie den Eindruck haben, dass die Meditation sie in einen ausgeglichenen, weisen und lebendigen Zustand bringt/gebracht hat. 

Evelyn Bierbach

Ekatra Yogastudio Erfurt, Ekatraakademie

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